Unerwiderte Gefühle, schmachvolle Niederlagen: Sebastian Leber erzählt in seinem Buch "Abgeblitzt" herzzerreißende Abfuhr-Geschichten aus Männersicht. fem.com hat den 32-Jährigen zum Interview getroffen.

Männer reden mit Vorliebe über ihre Erfolge - Misserfolge kehren Sie gern unter den Teppich. Doch jetzt ist ein Buch erschienen, in dem das "starke Geschlecht" seine verwundbare Seite zeigt: Für sein Erstlingswerk "Abgeblitzt" hat der Journalist Sebastian Leber 33 Männer gefunden, die ohne Beschönigung von ihren Niederlagen bei Frauen erzählen: wie sie sich blamiert haben, wie ihnen das Herz gebrochen wurde und wie blöd sie sich angestellt haben.
Mit fem.com hat Sebastian Leber über Männer-Gefühle, Trost-Strategien und "Freunde bleiben" nach der Abfuhr gesprochen.
Was sind die drei größten Faux-pas', die ein Mann beim Kennenlernen einer Frau machen kann? Dinge, die sozusagen Korb-Garantie haben?
Genau in dieser Reihenfolge: betrunken sein, auswendig gelernte Sprüche aufsagen, prollig oder jämmerlich wirken. Von überraschenden Kuss-Attacken ist ebenfalls dringend abzuraten. Die können zwar funktionieren, aber wenn nicht, ist es gleich ein Fiasko. Vorher fragen ist wohl besser.
Mal ehrlich: Was geht in einem Mann vor, der abgeblitzt ist?
Die meisten suhlen sich in Selbstmitleid, fühlen sich als Opfer, dem übel mitgespielt wurde. Ich kann mich da leider nicht ausnehmen. Vor allem denkt man jedes Mal, dass dieser Korb jetzt aber wirklich der schlimmste ist. Dass es keine üblere Schmach geben kann. Dabei geht es immer noch übler und noch würdeloser. Das ist vielleicht eine Lehre meines Buches.
Was sind deiner Meinung nach die besten Strategien, um eine Abfuhr zu verarbeiten?
Manche Männer nehmen ihre Abfuhr mit Humor, und wer das kann, hat es natürlich gut. Die meisten reagieren aber trotzig oder sogar feindselig - und ich glaube, auch das ist okay, solange sich das Fluchen im eigenen Kopf abspielt. Ein ordentliches Feindbild kann bei der Genesung helfen. Mir persönlich hilft, an einen erlittenen Korb von vor zwei Jahren zurückzudenken und mir einfach vor Augen zu führen, was der mir heute noch bedeutet - gar nichts nämlich. Das Leben geht ja weiter. Der Trick klingt vielleicht nach Küchenpsychologie, aber er funktioniert.
Glaubst du, dass es nach einer Abfuhr tatsächlich gelingen kann, Freunde zu bleiben?
Auf jeden Fall. Ich denke, in der Mehrzahl der Fälle ist das so. Zumindest, wenn die beiden Beteiligten sich vorher schon kannten. Wenn hingegen eine flüchtige Disko-Bekanntschaft mit einem Korb beginnt, sind die Chancen vermutlich gering.
Können Männer oder Frauen die besseren Körbe geben?
Frauen verteilen definitiv die ehrlicheren Körbe, die dann leider richtig weh tun. Männer ziehen Lügen vor - manchmal auch sehr plumpe und abgedroschene. Alles von "Bindungsangst" bis "Muss erst lernen, mit mir selbst klarzukommen". So einen Quatsch habe ich noch nie eine Frau sagen hören.
Was ist euch lieber: dass wir Frauen Tacheles reden - oder einen Korb blumig-nett formulieren?
Klar, erstmal ist das zweite viel angenehmer. Aber es birgt die Gefahr, dass man doch noch eine Resthoffnung sieht und sich fatal reinsteigert. In meinem Buch kommt genau so ein Mann zu Wort, der nach einem halbherzigen Korb jede weitere SMS als Zeichen interpretiert, dass da vielleicht doch noch etwas laufen könnte. Die Frau wollte einfach nett sein - und er denkt, die Hochzeit stehe kurz bevor. Sehr tragisch.
Was wäre deiner Meinung nach die am wenigsten schmerzhafte Formulierung für eine Abfuhr?
Einen Traumkorb stelle ich mir so vor: Sie sagt sehr frühzeitig - bevor er sich reinsteigern kann - dass sie auf einen anderen Typen steht, und das schon ganz lange, am besten seit Jahren. Da kann er nichts machen und sieht es auch nicht als persönliches Scheitern. Die dritte Person kann auch gerne frei erfunden sein, das spielt eigentlich keine Rolle.
Damit man abblitzen kann, muss man nach dem Kennenlernen einen Schritt weiter gehen. Was muss bei dir persönlich stimmen, damit du dich überhaupt traust, einer Frau deine Liebe zu gestehen?
Ich selbst bin eher zu ängstlich als zu forsch. Wenn ich einer Frau eine E-Mail schreibe und ihre Antwort endet nicht mit einer Gegenfrage, werte ich das als schlechtes Zeichen. Wenn sie in meiner Gegenwart gähnt, denke ich, sie signalisiert Desinteresse. Leider bewahrt aber auch die größte Vorsicht nicht vor Körben.
Ein wahres Schlusswort. Vielen Dank für das Interview!
Interview: Annika Mengersen
"Abgeblitzt" ist bei Schwarzkopf & Schwarzkopf erschienen, kostet 9,90 Euro und ist z.B. über www.amazon.de bestellbar. Der Autor Sebastian Leber, 32 Jahre alt, arbeitet als Redakteur beim Berliner Tagesspiegel. Er ist im Rheinland aufgewachsen, hat in Hamburg studiert und lebt heute in Berlin-Prenzlauer Berg.