Chris Hemsworth ist der neue "Thor". Im Interview spricht er über peinliche Kussszenen, seinen sexy Oberkörper und seinen Neuanfang.

Blaue Augen, ein strahlendes Lächeln und ein durchtrainierter Körper - so stellt man sich den "Thor" in den nordischen Sagen vor. Im gleichnamigen Film von Kenneth Branagh ergatterte Newcomer Chris Hemsworth die Hauptrolle, der all diese Eigenschaften besitzt.
Ja, die Hemsworth-Brüder scheinen Hollywood erobern zu wollen. Sein jüngerer Bruder Liam spielte unter anderem mit Miley Cyrus in "
Doch nun ist erst einmal Chris am Zug. Auf seiner Promo-Tour zu "Thor" (Kinostart: 28. April) traf fem.com den süßen Australier und sprach mit ihm über den Kuss mit Natalie Portman, wie er sich als arbeitsloser Schauspieler über Wasser hielt, die Beziehung zu seinen Brüdern - und natürlich über seine Muskeln.
Wie vertraut warst du mit den nordischen Göttern?
Nicht sehr. Ich habe vor dem Casting die Comics gelesen. Von den nordischen Mythen kannte ich ein bisschen das Wikinger-Zeitalter. Die Abenteuer darum herum faszinierten mich als Kind, aber ich wusste nichts Genaueres über die Geschichten.
>> Chris Hemsworth im exklusiven Videointerview auf sixx.de
Wie hast du reagiert, als du erfahren hast, dass du die Hauptrolle spielen sollst?
Es war unglaublich. Wenn man so lange für eine Rolle arbeiten muss, um sie zu bekommen, ist es natürlich ein unbeschreibliches Gefühl, wenn dann das Telefon klingelt - endlich hat man Arbeit. Erst später realisiert man, dass das eine große Sache ist - eine devote Fanbase, die bereits seit fast 50 Jahren besteht; mit wem wird man zusammenarbeiten? Als ich die Leute dann am Set kennengelernt hatte, fühlte ich mich sehr wohl. Sie haben mich sehr unterstützt und haben einen guten Sinn für Humor - ein richtig guter Haufen.
Hast du Angst, dass du die Fans der Comicbücher enttäuschen könntest?
Natürlich. Auf der einen Seite möchte man der Figur so weit wie es geht treu bleiben, aber auf der anderen Seite muss man auch die Figur zu seiner eigenen machen. Wenn man am Set sitzt und nur über die Meinungen von tausend anderen Menschen nachdenkt, gibt das ein Durcheinander.
Neben der guten Schauspielerei - es gibt ja auch ein paar Oben-ohne-Szenen, die vor allem den weiblichen Zuschauern gefallen werden. War das echt, oder war es der Computer?
Das war echt. Ich wünschte, es wäre der Computer gewesen, dann hätte ich nicht sechs Monate im Fitnessstudio verbringen müssen. Aber ich musste es machen. Als ich die Comics gelesen habe, wurde mir erst bewusst, wie massiv die Figuren waren. Deswegen musste ich mich anstrengen, war im Studio und habe viele Proteine in mich hineingestopft.
Hast du Angst vor dem Image, der nächste Poster- Boy zu werden?
Ich weiß nicht, wie ich das beantworten soll. Der Film ist ja noch nicht angelaufen. Aber in Australien hatte ich ja auch eine Rolle mit solchen Szenen, es ist also nicht mein erstes Mal. Mit der Zeit verliert man auch diese Illusion vom Celebrity-Status - es wird immer normaler und es gehört nun mal zur Arbeit. Aber man lernt, sich auf die Arbeit zu konzentrieren und weiß sie auch zu schätzen. Das ganze Nebenbei ist irgendwie verrückt und seltsam - man muss sogar darüber lachen.
Kannst du jetzt nicht aufhören, dich im Spiegel zu betrachten?
Nein, nicht wirklich. Man wiegt sich und sieht sich im Spiegel an und denkt: "Es funktioniert nicht. Ich mache wohl nicht genug." Und dann wiederum passierte es, dass ich zu viel zugenommen hatte und mein Kostüm nicht mehr passte. Meine Finger wurden fast taub, weil es so eng war. Aber ich freue mich wirklich, wenn der Tag kommt, an dem ich damit aufhören kann. Davor habe ich eher Ausdauersport wie Laufen, Schwimmen, Boxen und Surfen betrieben - ich musste nie Gewichte stemmen. Ich kann wirklich nicht sagen, dass ich das sehr geliebt habe.
Wie hat es deiner Frau [Schauspielerin Elsa Pataky] gefallen?
Sie war ganz glücklich darüber (lacht) - ich war fit, bin nicht vor dem Fernseher gesessen und habe Bier getrunken (lacht). Nein, wir sind eigentlich beide sehr aktiv. Das einzige, was sie wahrscheinlich nicht so gemocht hat ist, mich so viel essen zu sehen. Unmengen an Hühnerbrust, braunen Reis und Gemüse. Diese Diät war wohl nicht so angenehm - für beide von uns.
Sie hat ja auch für "Fast & Furious 5" trainieren müssen.
Ja, aber sie ist von Haus aus sehr fit.
Mochte sie die Kussszene mit Natalie [Portman]?
(Lacht) Zum Glück ist sie selbst Schauspielerin und kann damit umgehen. Es ist ja nicht sehr romantisch. Man muss auch einen guten Sinn für Humor haben, wenn 50 Leute mit Kameras um einen herum stehen. Es wird alles sehr technisch. Man fühlt sich auf einmal wie ein Kind, das vergessen hat, wie man küsst - man weiß nicht, wo man die Hände platzieren soll und was man eigentlich genau machen soll.
Es ist auch nicht wirklich ein richtiger Kuss, oder? Eher so ein Hollywood-Kuss, wo sich die Lippen nicht berühren.
(Lacht) Doch, das war ein echter Kuss. Wie küsst du denn? Hast du eine perfekte Lippenstellung? Ich hätte zu Dir kommen sollen, um mir ein paar Tipps abzuholen (lacht).
Was ist das Geheimnis eines guten Filmkusses?
Es gibt keins. Man muss einfach seinen Humor behalten, weil es wirklich eins der peinlichsten Dinge ist, die man am Set machen muss. Man probt den Kuss ja nicht zuvor. Es wird viel über die technischen Details gesprochen und irgendwann fragt einer "Was willst du für einen Kuss?" - und dann macht man das einfach.
Würdest du auch 30 Kilo für eine Rollen abnehmen - so wie es Christian Bale bereits gemacht hat? Gesund ist das ja nicht.
Wahrscheinlich nicht. Ich habe gehört, wie sich solche Leute unterhalten haben - Matt Damon hat ja auch mal so viel abgenommen. Sie haben wirklich körperliche Probleme, wie ihr Gewicht zu halten. Ich möchte meinem Körper nicht schaden, den ich ein ganzes Leben haben werde. Ich würde zunehmen und abnehmen - alles im gesunden Rahmen. Aber ich würde mich nicht so quälen. Hut ab vor denen, die es gemacht haben, aber das ist nichts für mich.
Thor ist sehr mutig, aber manchmal ist er auch übermotiviert und arrogant. Was sind deine Stärken und Schwächen?
Keine Ahnung. Diese Fragen waren schon in der Schule schwer für mich. Aber ich glaube ich kann mich sehr auf eine Sache konzentrieren - was gut ist, wenn es eine richtige Sache ist. Der Fokus ist wichtig für mich. Wenn ich keinen habe, dann kann ich schon ziemlich schräge Dinge machen - nichts Ernstes, aber ich kann mich schnell langweilen.
Kenneth Branagh hat in seiner Karriere viel Shakespeare gemacht - hat das den Dreh des Films beeinflusst?
Er war einfach phantastisch. Aber er hat mich am Anfang ziemlich eingeschüchtert. Doch je länger ich am Set war, merkte ich, wie es ist, mit ihm zusammenzuarbeiten. Und das war sehr frei - Ken hat mir so sehr vertraut, dass es mir möglich war, Ideen auszuprobieren und umzusetzen. Er hat mich inspiriert und ermutigt. Er wollte nicht nur einfach die eine, sichere Version im Kasten haben, sondern es unvorhersehbar machen. Und er sorgte auch dafür, dass am Set eine lustige Atmosphäre herrschte .
Man sagt ja, dass Anthony Hopkins ein etwas schwieriger Charakter sei - war der Dreh ein Herausforderung für dich?
Überhaupt nicht. Und ich höre das immer wieder über ihn, aber ich fand, er war das Gegenteil. Er hat mich sehr unterstützt und er ist sehr leidenschaftlich bei der Arbeit. Ich treffe ihn immer noch ab und zu. Ich hab natürlich Glück, dass ich ihn auch außerhalb der Arbeit kennengelernt habe. Und er gab mir den wertvollen Tipp, unbedingt auf dem Boden zu bleiben und mich nicht verrückt machen zu lassen - es einfach zu genießen.
Die Geschichte handelt ja auch vom Erwachsenwerden - warst du selbst ein rebellischer Teenager?
Nein, eigentlich nicht. Ich hatte immer viel Spaß - deswegen war ich in der Schule nicht immer aufmerksam, weil ich viel Blödsinn mit meinen Freunden gemacht habe. Ich habe auch immer alles hinterfragt, das hat den Lehrern nicht immer gefallen. Ich fand die Schule einfach ein bisschen überflüssig, aber ich war nie bösartig rebellisch. Ich wollte einfach Spaß haben.
Als deine Eltern erfuhren, dass du Schauspieler werden willst, haben sie das verhindern wollen?
Nein überhaupt nicht, sie haben mich sehr unterstützt. Das war zu einer Zeit, in der ich jede Woche was anderes werden wollte und sie dachten wohl, dass das nur eine Phase sein wird. Aber ich habe meine Ziele verfolgt und war sehr leidenschaftlich bei der Sache dabei, deswegen hatten sie nichts dagegen.
Was war dein beruflicher Plan B?
Ich hatte eigentlich keinen. Aber mein Vater hat eine Kinderschutzorganisation für "The Australian Childhood Foundation" und das wäre eine Arbeit gewesen, die ich mir vor der Schauspielerei vorgestellt habe. Die Arbeit meines Vaters inspiriert mich noch heute.
Warum wolltest du eigentlich Schauspieler werden?
Es war eigentlich nie eine richtige Karriereentscheidung. Von klein an liebte ich das Abenteuer - ich lebte im Outback im Northern Territory in einer Aboriginal-Gemeinde und hatte eine ganz andere Kindheit als meine meisten Freunde. Bevor wir nach Melbourne zurückzogen, gab es Krokodile und Büffel in den Straßen. Ich habe ganz besondere Erinnerungen an meine Kindheit. Dazu kam, dass wir viele Bücher lasen wie "Der Hobbit" und "Herr der Ringe" - die ganzen Fantasybücher. Als ich dann die High School beendet hatte, war mein älterer Bruder, der einen Schauspielkurs besuchte, in einer TV-Show. Da dachte ich mir: "Das könnte ich doch auch machen, das sieht nach Spaß aus." Aber es war keine Absicht. Ich habe mit meinen Freunden in der Schule Filme zitiert, kleine Trailer gemacht und geschrieben - aber das war natürlich alles nur Spielerei.
Wo bist du zu Hause?
Ich lebe in Kalifornien, aber ich bin so oft es geht in Australien - ich vermisse es sehr. Aber ich mag auch das Reisen, einfach in verschiedenen Städten zu sein und unterschiedliche Orte zu sehen.
Wie ist die Beziehung zu deinen Brüdern? Ihr seid alle Schauspieler - gibt es da Rivalitäten?
In unserem Beruf nicht, aber in allen anderen Aspekten im Leben schon - zum Beispiel im Sport. Aber im Geschäft sind wir eher Teamplayer. Es gibt ja immer Zeiten, in denen einer von uns nicht arbeitet und nicht so gefragt ist. Da braucht man Verbündete. Das habe ich vor allem mit meinem jüngeren Bruder, der in Los Angeles lebt. Wir machen vieles zusammen: gehen auf Castings, sprechen über die Drehbücher und so weiter.
Aber bei "Thor" waren ja dann nur noch du und Liam im Rennen - war das nicht komisch?
Klar, das war schon seltsam: Es gab tausende Schauspieler und am Schluss trete ich gegen meinen Bruder um die Rolle an. Aber wir waren nie gleichzeitig im Casting-Prozess. Erst habe ich vorgesprochen, dann war ich draußen, dann sprach er vor und dann hab ich erneut einen Anruf bekommen. Es ging immer darum, was Ken wirklich wollte. Und Liam war genauso glücklich wie ich, als ich die Rolle bekam.
Es ist gut, dass Familie vor Ort ist oder? Der Rest der Familie ist ja in Australien.
Sicher. Ich lebe seit fünf Jahren dort und er kam vor zwei Jahren - das machte einen gewaltigen Unterschied aus. Es war gut, ihn hier zu haben. Man packt ja schließlich alle seine Sachen zusammen und fängt ganz von vorne an. Man kennt keinen und es ist natürlich wundervoll, jemanden aus der Familie oder jemanden, der dir nah steht, an deiner Seite zu haben.
Es gibt viele erfolgreiche Australier, die als Schauspieler in Amerika leben. Sieht man sich da mal oder gibt es sogar eine Art Gemeinschaft?
Ja, das schon. Die berühmteren wie zum Beispiel Russell Crow, Guy Pierce und Hugh Jackman leben natürlich etwas außerhalb davon - weil sie es können. Aber meine Generation an Schauspielern sind alle zur selben Zeit in die Staaten gezogen und ich sehe viele, die ich von zu Hause kenne mehr in L.A. als in Australien - es ist wie ein Netzwerk. Aber dann gibt es natürlich auch Zeiten, in denen man sich zu gut fühlt, zu relaxt und man konzentriert sich dann nicht genug auf die Arbeit - es ist dann wie zu Hause: Man grillt und trinkt Bier (lacht).
Was ist das Mutigste, was du bis jetzt in deinem Leben gemacht hast? Heiraten?
Nein, das hat mich nicht verängstigt. In den Vereinigten Staaten zu leben war eine große Sache für mich. Natürlich ist das etwas, was ich wollte. Aber wieder bei Null anzufangen war schon beängstigend.
Wie war das in den ersten Wochen? Kein Appartement, kein Geld?
Ja, ich hatte nichts. Ich bin angekommen und hatte auch nichts gemietet. Ich hatte einen Manager dort, der dann meinte, dass ich mir einfach ein Hotelzimmer nehmen sollte. Ich war also in ein paar Hotels und dann blieb ich bei einem Freund für eine Weile auf der Couch und dann lebte ich im Gästehaus von meinem Manager und seiner Frau. Die haben drei Kinder - also war ich bei Castings und danach war ich Babysitter - so habe ich meine Miete gezahlt. Ich habe Windeln gewechselt. Als ich "Star Trek" gedreht habe war das Windelnwechseln ein schöner Gegensatz.
Hast du auch gekellnert?
Nicht in L.A., weil mein Visa mir nur erlaubt hat, in meinem Beruf zu arbeiten. Das Geld, das ich aus Australien hatte, musste mir also für eine lange Zeit reichen - ich lebte sehr sparsam.
Jetzt bist du aber wenigstens bereit für deine eigenen Kinder.
Ja, ich bin gut vorbereitet. Ich kann locker mit drei Kindern umgehen (lacht).
Vielen Danke für das Gespräch!
"Thor" läuft am 28. April in den deutschen Kinos an!

Fotos: Paramount Pictures
fem.com traf den süßen Australier Chris Hemsworth auf seiner Promo-Tour zu seinem neuen Film "Thor".