Emma Stone spricht im Interview über Facebook, ihren Style und den Unterschied zu Kristen Stewart.

Die Gerüchteküche brodelt. Jedenfalls in Emma Stones neuem Film "Einfach zu haben". Darin spielt Emma die Rolle der Olive, die einem Freund ("Gossip Girl"-Star" Penn Badgley) helfen will, seine Jungfräulichkeit zu verlieren. Natürlich ist alles nur gespielt, ihr Ruf ist aber trotzdem dahin. Männer wollen sie, Mädchen verschreien sie als Schlampe. Obwohl Olive ihren zweifelhaften Ruf zunächst noch genießt, geht der Plan nach hinten los.
Mit fem.com führte die junge Schauspielerin ein Gespräch über ihren Hang zum Quatschen, warum sie sich von sozialen Netzwerken abgewendet hat und warum der Film trotz seiner Leichtigkeit eine ernste Botschaft hat.
Was hat dir am besten daran gefallen, die Rolle von Olive zu spielen?
Ich habe diese Rolle geliebt, weil Olive sich mit ihrer ständigen Quasselei in Sachen Sarkasmus gar nicht so sehr von mir unterscheidet. Im Film quatschen und quatschen zu dürfen, hat mir echt Spaß gemacht. Ich arbeite ja in einem Business, in dem die Gerüchteküche nur so brodelt und in dem Leute sich eine Meinung über dich bilden, ohne dich wirklich zu kennen. Es war sehr interessant, jemanden zu verkörpern, der dieses Thema völlig anders angeht. Denn normalerweise bestreiten die Leute ja vehement alles, was an Unwahrheiten über sie verbreitet wird. Olive hingegen macht das genaue Gegenteil. Sie macht sich zu einer Art "Klatsch und Tratsch"-Karikatur und heizt alle Gerüchte, die über sie verbreitet wurden, selbst weiter an. So kann man sich Gerüchte zunutze machen – allerdings kann das auch böse enden.
Wie kam es zu Olives Entschluss, die Lügen und Gerüchte über sich einfach stehen zu lassen, vor allem, bevor es darum ging, Freunden zu helfen oder ein paar Dollar zu verdienen?
Ich denke, sie hat einen besseren Blick fürs Ganze als die meisten anderen Highschool-Schüler. Sie weiß, dass diese Zeit bald vorbei sein wird und dass sich später keiner mehr dafür interessieren wird. Alle gehen dann ihre eigenen Wege und leben ihr eigenes Leben. Olive will die Highschool-Zeit einfach hinter sich bringen und dabei ein bisschen Spaß haben, sich nicht langweilen. Als Brandon sie bittet, ihm einen Gefallen zu tun, will sie ihm als jemandem, der ebenfalls nur die Highschool überstehen will, einfach helfen. Außerdem ist sie, glaube ich, auch neugierig darauf, wie es sich anfühlt, einen schlechten Ruf zu haben. Eine Märtyrerin ist sie also absolut nicht.
Konntest du dich gut in das Thema des Films hineinversetzen, das sich um die bösen Folgen von Gerüchten dreht? Auch in Hinblick auf deine eigene Schulzeit?
Ich bin nicht wirklich zur Highschool gegangen, nur eine kurze Zeit. Allerdings war das eine katholische Mädchenschule, wo man eine Schuluniform tragen musste – also das komplette Gegenteil von der Highschool im Film. Ich war immer der laute, rechthaberische Theaterkurs-Typ. Und genau so bin ich auch rübergekommen: Das Kind, das in der Schule immer viel Theater gespielt hat.
Wie alt warst du, als du die Schule verlassen hast?
Vierzehn. Es ist aber nicht so, dass ich in der Schule schlecht gewesen wäre. Ich bin eine echte Perfektionistin. Wenn ich in der Schule war, habe ich immer hart gearbeitet, gute Noten bekommen und ich hatte auch tolle Freunde. Ich war keine schlechte Schülerin. Aber ich wusste einfach schon immer genau, was ich machen will, und verstand nicht, wie Mathematik mich weiterbringen sollte. Das ergab für mich keinen Sinn. Nachdem ich die Schule verlassen hatte und zu Hause unterrichtet wurde, lernte ich etwas über Psychologie, Theologie und kreatives Schreiben. Das waren Themen, die meinen spezifischen Interessen entsprachen. Ich hatte wirklich Glück, sehr früh diese Erfahrungen machen zu können und nicht bis zum College warten zu müssen, um endlich Kurse zu belegen, die mich auch interessierten.
Die Geschichte von "Einfach zu haben" wird auch durch die große Beliebtheit sozialer Netzwerke und des Internets vorangetrieben. Bist du selbst bei Facebook, Twitter und Co. aktiv?
Bis vor einem Monat hatte ich ein Facebook-Profil. Ich habe es aber gelöscht, weil ich da nicht mehr mitmachen wollte. Es war einfach verrückt, wenn Leute mir Nachrichten schickten wie "Warum bist du so ein Arsch?". Ich dachte nur, "Bitte? Wir haben nicht miteinander gesprochen, seit wir acht Jahre alt waren. Warum bin ich ein Arsch? Du bist der Arsch. Was soll das?". Danach habe ich mich irgendwie schuldig und schlecht gefühlt. Auf diesen Websites ist es so, als würde man sich hinter einer Wand verstecken. Ehrlich, ich schreibe wirklich viele SMS. Es gibt Leute in meinem Leben, bei denen ich aufgeregt wäre, wenn ich sie anrufen sollte, denen ich aber ständig SMS schicke. Durch solche Sachen entfremden wir uns doch immer mehr voneinander. Und ich versuche, einige der Ursachen für diesen Entfremdungsprozess auszuklammern. Die Sache mit dem Telefonieren und den SMS ist da schon schwer genug.
Im Laufe des Films beginnt Olive, sehr gewagte Klamotten zu tragen. Wie sah dein eigener Style als Teenager aus?
Ich habe mich verhältnismäßig schlicht gekleidet, nie zu extravagant. Meine Eltern hätten es nicht gemocht, mich mit herausguckenden BHs oder bauchfreien Tops zu sehen. Das Kleid, das ich gerade trage, ist übrigens nur geliehen. Normalerweise halte ich mich modisch etwas mehr bedeckt. Meinem Vater gefiel das, was ich beim Dreh von "Einfach zu haben" trug, überhaupt nicht. Als er mich am Set besuchte, brachte er beim Anblick der Korsetts nur ein "Ohhh?" heraus.
Hattest du Spaß bei Olives musikalischem Auftritt?
Ich hatte schon sehr lange nicht mehr gesungen und getanzt, aber in mir wohnt immer noch dieses musikalische Theaterkind, das unbedingt an den Broadway will!
"Einfach zu haben" will keine plakativen Botschaften verbreiten, dafür ist der Film zu smart. Können die Zuschauer deiner Meinung nach trotzdem etwas aus dem Kinobesuch mitnehmen, abgesehen von einem schönen Abend?
Heutzutage gibt es so viele Fragen um Themen wie Mobbing und Cyber-Mobbing. Manche Kids bringen sich sogar um, weil bestimmte Gerüchte über sie verbreitet werden oder weil schreckliche Leute irgendwelchen Mist über sie im Internet schreiben. Wenn die Zuschauer aus dem Film also irgendetwas mitnehmen können, dann die Erkenntnis, dass in Wirklichkeit diejenigen die Unsicheren sind, von denen das Mobbing ausgeht, und dass die Opfer überhaupt nichts falsch machen. Diese Mobbing-Typen sind halt einfach Idioten. Mit ihnen fertig zu werden, macht dich selbst letztlich stärker.
Olive ist ein ungemein selbstbewusstes Mädchen...
Sie ist selbstbewusst und sieht daher keine Notwendigkeit, Sex zu haben, nur um zu beweisen, dass sie etwas drauf hat. Sie hat das von keinem Kerl nötig. Stattdessen entscheidet sie selbst, dass sie ihre Jungfräulichkeit mit Woodchuck Todd (Penn Badgley) verlieren will. Vielleicht heute Nacht, nächste Woche oder auch erst in sechs Monaten. Sie lebt also auch nicht puritanisch. Es ist nur so, dass sie diese Sache zu schätzen weiß, wie viele andere Mädchen in ihrem Alter. Dies ist einer der Gründe, warum ich Olive so sehr mag. Sie hat erstaunliche Eltern, die ihr erlauben und sie dabei unterstützen, so durchgeknallt zu sein, wie sie nun mal ist. Daher rührt letztlich ihr Selbstbewusstsein. Auch wenn ich selbst diesbezüglich etwas andere Erfahrungen gemacht habe als Olive, sind meine eigenen Eltern genau so toll. Sie sind nicht sehr weit entfernt von Olives Eltern.
Bist du bereit für den ganzen Ruhm, der jetzt auf dich zukommt?
Ich glaube, dass man so ein Leben als Berühmtheit erst dann wirklich begreift, wenn es tatsächlich real wird. So sieht mein Leben im Moment aber noch nicht aus. Im Vergleich zu vielen anderen in der Branche, die in meinem Alter sind, wie zum Beispiel Kristen Stewart oder so, ist mein Leben noch sehr normal. Sich mit den Leuten da draußen über meine Arbeit zu unterhalten, macht Spaß und es gehört zum Job dazu. Aber wenn es beispielsweise um Stalker geht, die vor deinem Haus warten – sowas macht mir total Angst. Also würde ich sagen, dass ich auf das alles nicht wirklich vorbereitet bin.

Fotos: AFP
"Einfach zu haben": Emma Stone im Interview mit fem.com.