Die Deutschen putzen zwar nicht gern, aber sie tun es trotzdem mehrheitlich selbst. Gut zu wissen, wie man das Beste draus machen kann: Eine Expertin für Wellness-Putzen gibt Tipps.
Nur sechs Prozent der Deutschen beschäftigen eine Putzhilfe. 70 Prozent erledigen ihre Hausarbeit selbst, die restlichen 23 Prozent lassen den Partner oder die Eltern putzen. Das zeigt eine Studie der Schwammfirma Scotch-Brite™.
Beliebt ist Putzen trotzdem nicht: 94 Prozent der Deutschen würden sich gern davor drücken. Dabei kann Putzen einen großen Wellness-Faktor haben - zumindest, wenn's nach der Ethnologin Katharina Zaugg geht.
Im fem.com-Interview verrät die 60-Jährige die besten Tipps für eine ausgewogene Putz-Life-Balance.
Frau Zaugg, viele Menschen putzen ungern ...
Ja, wir neigen dazu, die Hausarbeit als notwendiges Übel zu betrachten. Aber so wie man einen Acker nicht vernachlässigen darf, benötigen auch Räume ihre Pflege - denn von allein bleiben sie nicht sauber.
Wie wird das Saubermachen zum Vergnügen?
Man muss sich klar machen: Sein Zuhause zu pflegen heißt, auch sich selbst zu pflegen. Wer das verinnerlicht, kann die energieraubende Verachtung des Putzens aufgeben und sich die Zeit so angenehm wie möglich gestalten. Durch Musik oder das gemeinsame Werkeln mit dem Partner, Familie und Freunden wird das Saubermachen zum kurzweiligen Vergnügen. Nicht zu vergessen: Putzen hat einen hohen Wellness-Faktor.
Beim Thema Wellness denkt man aber eher an Sauna, Dampfbad und Massage. Wie passt Putzen dazu?
Es leistet wie die Körperpflege einen Beitrag zum Wohlbefinden von Körper und Seele. Wer sein Zuhause achtsam und bewusst reinigt, kann neue Energie für alle Lebensbereiche gewinnen, seine Sinne schärfen und den Körper trainieren. Während man putzt, tut man sich also etwas Gutes.
Wie kann ich mir das Saubermachen angenehmer gestalten?
Da gibt es tolle Übungen, zum Beispiel die "Schwämme des Lächelns": Normalerweise verkrampft sich beim Auswringen des Schwamms vor Anstrengung der Kiefer. Wenn wir jedoch dabei lächeln, bleiben wir in jeder Hinsicht lockerer. Oder man putzt hin und wieder mit verbundenen Augen - das schärft die Wahrnehmung. Außerdem rate ich zum ergonomischen Putzen. Die meisten Menschen beanspruchen ihre Muskeln bei der Hausarbeit nur einseitig. Mein Tipp: Beim Saubermachen, etwa der Spüle, in jede Hand einen Schwamm nehmen und mit beiden Händen gleichzeitig wischen. So ermüdet die Arbeitshand nicht einseitig. Und: Baumwollhandschuhe unter den Vinylhandschuhen tragen, das schont Haut und Nägel.
Verraten Sie uns noch ein paar Tricks, die das Saubermachen entspannter machen?
Aber gern: Das A und O ist ein übersichtlicher Putzschrank. Mein Tipp: Einen Tragekorb mit den wichtigsten Reinigungsmitteln und Utensilien vorne in den Schrank stellen - so ist stets alles griffbereit. Staubsauger, Schwamm & Co. sollten von hochwertiger Qualität und leicht handhabbar sein. Bevor es los geht, sollte man sich eine feste Zeit setzen. Legen Sie danach das Werkzeug weg und tun sie etwas anderes. Mit dem Putzen wird man sowieso nie fertig.
Der Haushalt ist laut einer Studie von Scotch-Brite™ noch immer Frauensache. 70 Prozent der befragten Frauen tun es selbst, bei den Männern sind es nur knapp 30 Prozent. Das birgt zwangsläufig Streitpotential. Wie lässt sich die Aufgabenverteilung entspannter angehen?
Im Idealfall wird die Arbeitsteilung partnerschaftlich verhandelt. Männer können nicht erwarten, "beputzt" zu werden. Doch wer seinen Partner zum Putzen zwingen will, verkrampft und beraubt sich wertvoller Energien. Eine freundliche Einladung zur Zusammenarbeit ist sicher erfolgreicher als das oft gehörte: "Warum putzt du nie das Bad?" Aber auch ein fleißiger Hausmann eckt mitunter bei seiner Liebsten an. Zu ihrem eigenen Erstaunen ertappen sich viele Frauen dabei, dass sie das alleinige Sagen im Haushalt beanspruchen und seine Art zu Putzen ständig kritisieren. Um die Arbeit zu teilen, müssen die Frauen einen Teil ihrer alten Macht loslassen. Sie können sich aber auch einfach mit dem Putzen aussöhnen - und die Sache als persönliche Kraftquelle betrachten.

Katharina Zaugg, Jahrgang 1950, ist studierte Ethnologin, Unternehmerin, Performerin und Buchautorin. Die Schweizerin erforscht seit mehr als 20 Jahren postmodernes Raumpflegeverhalten und hat ihre eigene Putzschule in Basel. Sie ist Mutter einer erwachsenen Tochter und hat zwei Enkelkinder.
Mehr Infos:
www.putzschule.ch
www.scotch-brite.de

Foto: www.putzschule.ch
Die Ethnologin Katharina Zaugg putzt mit Leidenschaft - und vermittelt anderen Menschen in ihrer Putzschule den Wellness-Aspekt von Haushalts-Arbeit.