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Männer- vs. Frauensprache: Keine bohrenden Fragen stellen!

DONNERSTAG, 27.10.2011

Dass Frauen und Männer gern aneinander vorbeireden, weiß jeder. Die Psychologin Dr. Eva Wlodarek gibt Tipps für eine reibungslose Kommunikation zwischen den Geschlechtern.

Dr. Eva Wlodarek ist Psychologin, Buchautorin und Coach für Persönlichkeitsentwicklung und Kommunikation. fem.com hat mit ihr über geschlechterspezifische Sprache, männliche Gefühlsäußerungen und Gesprächskiller gesprochen.

Frau Dr. Wlodarek, inwiefern unterscheiden sich Frauen und Männer in ihrer Kommunikation?

Frauen teilen sich gerne mit, sprechen über ihre Erlebnisse und Gefühle, Männer hingegen äußern sich lieber über sachliche Inhalte. Außerdem formulieren Männer meist direkt. Sie sagen etwa: "Mach mal das Fenster zu." Frauen verpacken ihre Wünsche, Vorschläge oder Kritik eher in höfliche Wendungen oder Fragen, zum Beispiel "Es ist kalt hier, findest du nicht?".  

Ist das alles angeboren - oder anerzogen?

Darüber streitet sich die Wissenschaft. Tatsache ist aber, dass schon kleine Mädchen lernen, auf ihre Umwelt zu achten und für gute Beziehungen zu sorgen, während man es durchaus passend findet, dass sich kleine Jungen im Wettkampf messen. Die amerikanische Sprachwissenschaftlerin Deborah Tannen bezeichnet das eine als "Beziehungswelt", das andere als "Statuswelt". Kein Wunder, dass man in jeder von beiden eine andere Sprache spricht.

Wie kommt es, dass zum Beispiel Bruder und Schwester, von den gleichen Eltern erzogen, ganz unterschiedliche Kommunikationsmuster zeigen?

Der elterliche Einfluss ist nicht der einzige. Eine große Rolle spielt besonders bei älteren Kindern und Jugendlichen die Peergroup, also gleichaltrige Geschlechtsgenossen. Die Peergroup sorgt schon dafür, dass sich kein Mädchen zu rau und kein Junge zu sanft verhält. Nicht zu unterschätzen ist auch die Wirkung der Medien, die häufig noch weibliche und männliche Klischees vermitteln. 

Sind Männer denn wirklich weniger emotional als Frauen?

Nein. Sie haben genauso die ganze Palette an Gefühlen, von Wut bis Liebe. Aber sie haben nicht gelernt, sich so intensiv damit zu beschäftigen und so versiert darüber zu sprechen wie Frauen. Deshalb fühlen sie sich auf diesem Gebiet meist unwohl.

Wie zeigen Männer klassischer Weise ihre Zuneigung, wenn sie sie nicht in Worte fassen können?

Durch Taten. Vielen Männern fällt es eindeutig leichter, ihrer Partnerin ein Bücherregal aufzubauen oder ein Computerprogramm zu installieren, als Liebesworte zu flüstern.

Wie kann ich ihn aus der Reserve locken, damit er über seine Gefühle redet?

Hier ist ein kleines Strategie-Programm: Warten Sie ab, bis er von selbst etwas andeutet. Beispiel: Er kommt vom Job zurück und sagt: "Heute war wieder ein echter Stresstag." Fragen Sie dann vorsichtig genauer nach. Lassen Sie ihn reden, ohne ihn zu unterbrechen, zu urteilen oder gute Ratschläge zu geben. Wenn er mehrfach gemerkt hat, dass Sie einfach verständnisvoll  zuhören, dann traut er sich allmählich, mehr von sich preiszugeben. Was nichts bringt: Bohrende Fragen, Antworten erzwingen und unter Zeitdruck reden.

Wie kann ich es schaffen, mich wirklich in einen Mann hineinzuversetzen?

Ein Schlüssel ist die Körpersprache. Der Körper verrät mehr als Worte. Verschränkt er abwehrend die Arme? Wippt er ungeduldig mit dem Fuß? Schaut er Sie nicht an? Oder: Ist er Ihnen zugewandt? Lächelt er Sie an? Hat seine Stimme einen weichen Klang? Alles das können Sie intuitiv beurteilen und daraus Ihre Schlüsse ziehen.

Ein Streit über Beziehungsprobleme - welche typischen Kommunikationsfehler sollte eine Frau gegenüber einem Mann besser nicht machen?

Sie sollte extreme Aussagen à la "Nie machst du…" oder "Immer willst du…" vermeiden.  "Nie" und "immer" sind Gesprächskiller - und stimmen ohnehin nur selten. Fatal ist es auch, alte Geschichten hervorzuholen. Oder Freunde zu zitieren, die auch finden, dass er sich falsch verhält. Stattdessen: Ohne Vorwurf sagen, was man gerne anders hätte. Wichtig ist dabei, dass man das Gewünschte präzise beschreibt. Mit Klarheit können Männer viel anfangen.

Heute werden die Jungen ja größtenteils ganz anders erzogen als noch vor 20 oder 30 Jahren. Und häufig auch von allein erziehenden Müttern. Kann man davon ausgehen, dass sich die Kommunikationsstrukturen bei Frauen und Männern dieser neuen Generation weitestgehend angleichen werden?

Veränderungen sind durchaus sichtbar. Nicht zuletzt tragen auch Ratgeberbücher und Artikel zum Thema "Typisch Mann - typisch Frau" dazu bei, dass sich die Geschlechter besser verstehen. Doch nach meiner Prognose wird es noch eine ganze Weile dauern, bis sich die Bewohner der "Beziehungswelt" und der "Statuswelt" problemlos verständigen.

>> Mehr Informationen zu den Themen Liebe, Partnerschaft und Kommunikation finden Sie unter www.femaleaffairs.de