Putzcoach Stefan Garzke erzählt im fem.com-Interview, wie er sich männliche Putzverweigerer in individuellen Bootcamps vorknöpft.
Wenn es um die Reinlichkeit der geteilten Behausung geht, fühlen sich
Wie sind Sie darauf gekommen, Putzen für Männer anzubieten?
In einem Radiobericht hatte ich von einem Ferienkurs "Putzen für Männer" gehört. Erstaunlicherweise waren es Frauen, die ihre Männer im Urlaub für diesen Kurs anmeldeten. Na danke, dachte ich - so kann man das aber nicht machen. Männer muss man direkt in ihrer Wohnung trainieren. Wer von vorne herein keinen Bock auf Putzen hat, der hat doch alles vergessen wenn er wieder zu Hause ankommt. Das geht an Männern vorbei, das muss man ganz anders angehen.
Wie lernwillig zeigen sich Männer, die das Coaching geschenkt bekommen haben, wenn Sie auftauchen?
Männer können alles, man muss ihnen nur zeigen wie und man muss wissen, wie sie funktionieren. Wer nach den Vorgaben einer Frau putzen muss, fühlt sich eher als Verlierer und blockiert. Dazu gehört auch, dass Männer ihr eigenes Putz-Werkzeug brauchen und den Freiraum, spielerisch eigene Lösungswege zu entwickeln. Wenn die Männer merken, dass ich ihnen zeigen kann, wie sie ihre Putzjobs schnell, fachgerecht und effektiv erledigen können, sind sie sehr lernwillig!
Wie kann man sich eine Coachingsession vorstellen?
Hängt davon ab, wer den Mann beschenkt. Bekommt er das Coaching von seinen Kumpels geschenkt ist die Atmosphäre locker und entspannt. Die ganze Sache hat dann etwas von einem Event mit Comedycharakter. Wird das Coaching von einer Frau verschenkt, ist es meistens ein Schuss vor den Bug. So etwas wie eine Abmahnung. In diesen Fällen versuche ich erst den Mann aus seiner Verteidigungshaltung herausholen. Dann sehen wir uns zusammen an, was das Putzen so schwierig macht. Dann zeige ich ihm, wie er die Jobs, die er sich ausgesucht hat, am effektivsten erledigen kann.
Mit welcher Putzdisziplin haben Männer die meisten Probleme?
Der Klassiker sind natürlich die Jungs, die erst im Stehen pinkeln und dann kein Klo putzen wollen. Gefährlich für Männer ist auch das Fensterputzen, da könnte man von Nachbarn gesehen werden. Ansonsten ist es weniger eine besondere Putzdisziplin, als vielmehr der späte Zeitpunkt, zu dem Männern auffällt, dass etwas schmutzig ist.
Glauben Sie wirklich, dass Ihr einmaliges Coaching längerfristige Veränderungen im Putzverhalten des Klienten bewirkt?
Putzen ist wie Fahrradfahren. Wenn man es einmal gelernt hat, dann klappt es. Allerdings muss nicht jeder jeden Tag mit dem Fahrrad fahren.
Kommen Männer auch selbst auf Sie zu, oder primär Partnerinnen?
Wie immer im Leben sind es die Frauen, die wichtige Sachen anstoßen. Allerdings gibt es auch einige Singles und Senioren, die sich melden.
Es gibt ja durchaus auch sehr putzversierte Männer - warum "können" es manche, andere aber nicht?
Wir Männer sind in dieser Frage nicht nur mit einer grenzenlosen Faulheit geschlagen, wir lassen uns auch noch gerne bedienen und bekommen selten mit, dass wir uns dadurch in eine kindliche Abhängigkeit begeben und uns langsam aus der Rolle eines gleichwertigen Partners verabschieden. Vielen Männern hilft es, wenn sie wissen, dass ihre Frauen Punkte vergeben. Ein Blumenstrauß bringt Punkte, Staub saugen und Wischen aber auch.
Was liegt psychologisch gesehen hinter dem Phänomen der Putzverweigerung?
Starke Frauen gehen heute vor oder nach dem Abi für ein paar Monate zum Beispiel nach Australien. Ihre Ausbildung machen viele weit weg von Zuhause. Junge Männer tun das sehr viel seltener. Die meisten wählen ihren Standort in der Nähe ihrer Kumpels, ihrer Stammkneipe oder Vereins. Ich habe massiv den Eindruck, dass die Frauenbewegung und die Veränderungen, die Frauen geleistet haben, an vielen Männern komplett vorbeigegangen ist. Die Welt hat sich weiter entwickelt aber wir Männer eher nicht. Nun treffen wir im Privaten und im Beruf auf starke und kompetente Frauen und sind selbst gefordert, uns als Männer neu zu definieren und weiter zu entwickeln. Das wird dauern.
Waren Sie schon immer ein Putzprofi?
Überhaupt nicht! Was meinen eigenen Haushalt angeht habe ich mich von einer gesunden jugendlichen Verwahrlosung zu einem passablen Mitbewohner mit gelegentlichen Putzanfällen gemausert. Mittlerweile ist das ungeliebte Putzen für mich zu einer gelegentlichen Meditation geworden. Mir kommen dabei immer die besten Ideen. Allerdings bin ich in einem Familienbetrieb im Hotelfach groß geworden.
Was sind ihre besten drei Trainingstipps, um sich ein regelmäßiges Putzverhalten anzueignen?
Es ist nicht wirklich die Tätigkeit des Putzens, die viele ödet, sondern dass es "irgendwer" von einem erwartet. Leichter wird es, wenn man heraus bekommt, warum das Putzen nervt. Hilfreich ist auch, wenn man seinen Putztyp kennt. Für die einen ist es besser selten aber gründlich zu putzen, die anderen mögen lieber viele kleine Putzer zwischendurch. Entscheidend ist der Spaßfaktor. Lieben Sie Musik, dann putzen Sie mit Musik. Lieben Sie Sport, dann betrachten Sie das Putzen sportlich. Haben Sie schlechte Laune beim Putzen, dann stellen Sie beim Putzen einen Weltrekord im Fluchen auf oder performen Sie Ihren inneren Schweinehund. Das hält keiner durch, ohne irgendwann zu lachen!
Weitere Informationen und Bootcamp-Buchung unter: www.putzen-fuer-maenner.de

Foto: Photocase; sto.E
"Männer brauchen ihr eigenes Putz-Werkzeug und den Freiraum, spielerisch eigene Lösungswege zu entwickeln", weiß Putzcoach Stefan Garzke.