Schwitzen ist normal und sogar gesund, zumindest bis zu einem gewissen Grad. Solltest du jedoch zu der Fraktion gehören, die in der Achterbahn nur die Arme hochreißt, damit das Shirt zur Abwechslung mal trocken wird, könnte es sich um krankhaftes Schwitzen handeln. Warum du stark transpirierst und was du dagegen unternehmen kannst, erfährst du hier.
Wenn du stark schwitzt, kann selbst ein Handschlag oder der Besuch bei Freunden, die dich darum bitten, die Schuhe auszuziehen, äußerst unangenehm für dich werden. Steht die Schweißabsonderung in keinem Verhältnis zu Temperatur oder körperlicher Belastung, sprechen Mediziner von Hyperhidrosis. Das Transpirieren an Händen (Hyperhidrosis Palmaris) und Füßen (Hyperhidrosis Plantaris) sind die am häufigsten verbreitete Form.
Selbstcheck: Ist mein Schwitzen normal?
Wer regelmäßig Sport treibt, gerät schneller ins Schwitzen als untrainierte Menschen. Der Grund: Der Kreislauf kommt schneller in Fahrt und das körpereigene Kühlsystem springt an. Wenn dir allerdings schon bei normaler Raumtemperatur am Computer die Maus aus der klitschnassen Hand gleitet, solltest du dem Problem auf den Grund gehen.
Diagnose: Warum schwitze ich mehr als andere?
Hinter dem übermäßigen Transpirieren stecken hyperaktive Schweißdrüsen. Bei circa 50 Prozent der Betroffenen ist das Auftreten erblich bedingt. Bei allen anderen kann das verstärkte Hautausdünsten unterschiedliche Ursachen haben:
- Nebenwirkung eines Medikaments
- Infekte
- hormonelle Schwankungen
- Schilddrüsenüberfunktion
- saure und scharfe Lebensmittel
- Entgiftung, beispielsweise von Nikotin
- Stress
Sprich also zunächst mit deinem Arzt über das Problem, um die genau Ursache für die starke Schweißbildung abzuklären.
Welche Methoden gibt es gegen Schwitzen?
Liegt dem Transpirieren keine Erkrankung zugrunde, die einer ärztlichen Therapie bedarf, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die je nach Ursache und Stärke der Schweißbildung zu empfehlen sind:
Mildes Schwitzen
Wer leichter transpiriert als andere, zum Beispiel in den Wechseljahren, sich dabei aber nicht dauerhaft eingeschränkt fühlt, kann auf die Kraft der Natur vertrauen. Am besten zwei Wochen lang jeden Tag einen Liter Salbeitee trinken. Einen viertel Liter davon morgens lauwarm, den Rest über den Tag verteilt. Zusätzlich solltest du regelmäßig Sport treiben, um den Schweiß gezielt auszuscheiden. Auch Saunabesuche können dem Körper beim Regulieren helfen.
Hilfe bei Angstschweiß
Wenn hinter übermäßig starkem Schwitzen emotionale Auslöser stecken, können die Symptome zwar auf physischer Ebene bekämpft werden. Das Problem wird aber so nicht dauerhaft gelöst. Bei leichten Formen, wie etwa Nervosität vor Prüfungen, kann mentales Training helfen, sich selbst und somit auch die Aktivität der Schweißdrüsen zu beruhigen. Die entspannende Wirkung von autogenem Training und Meditation ist wissenschaftlich belegt, hilft aber nicht bei tiefer liegenden psychischen Problemen. Wenn die Prüfungsangst und das damit einhergehende Schwitzen trotz Anwendung mentaler Techniken bleiben, solltest du eine Psychotherapie in Betracht ziehen.
Mittelstarkes bis starkes Schwitzen
Am wirksamsten gegen stärkeres Schwitzen haben sich Produkte erwiesen, die Aluminiumsalze enthalten. Die Salze verengen die Schweißdrüsen vorübergehend und stoppen so – je nach Konzentration – in wenigen Sekunden die Ausdünstung. Es ist die kosten- und zeitsparendste Möglichkeit, die Transpiration zuverlässig in den Griff zu bekommen. Verschiedene Hersteller bieten die Salze als Deodorants, Tinkturen, Puder, Handcremes und Lotionen zwischen zehn und zwanzig Euro an.
Vorsicht: Produkte, die Aluminium enthalten, stehen seit einiger Zeit in der Kritik. Bisher gibt es zwar noch keinen wissenschaftlichen Beweis, doch Forscher vermuten, dass Deos mit Aluminium in Zusammenhang mit Brustkrebs und Alzheimer-Erkrankungen stehen könnten. Erfahre hier mehr zum Thema Aluminium in Deodorants.
Schwitzen im Gesicht
Besonders lästig ist übermäßiges Schwitzen im Gesicht, auch faziale Hyperhidrose genannt. Zum Glück gibt es einige Hausmittel, mit denen du die Schweißperlen bekämpfen kannst. Auch hier hilft Salbeitee. Der kann deine Hitzewallungen regulieren. Zudem solltest du auf fettige Cremes verzichten, die sich wie ein Film auf deine Haut legen. Besser sind ölfreie und leichte Feuchtigkeitscremes.
Schwitzen im Schlaf
Viele Menschen klagen über Nachtschweiß. Meistens stecken dahinter ganz harmlose Ursachen, wie beispielsweise eine zu dicke Bettdecke oder eine zu hohe Raumtemperatur. Allerdings kann das Schwitzen im Schlaf auch Hinweis auf eine Krankheit sein, dahinter könnten zum Beispiel Kreislaufprobleme, Bluthochdruck, eine Infektion oder Stoffwechselerkrankung stehen. Bevor du jetzt aber in Panik verfällst, solltest du erst einmal deinen Arzt aufsuchen und die möglichen Ursachen für dein nächtliches Schwitzen abklären lassen.
Wenn nichts helfen will
Sollten alle Behandlungsversuche gegen das Schwitzen scheitern, gibt es inzwischen operative Methoden, bei denen die Schweißdrüsen abgesaugt oder entfernt werden. Auch mittels einer Laser-Therapie kann das Problem behoben werden. Beides ist jedoch mit hohen Kosten von bis zu 2.500 Euro und gesundheitlichen Risiken verbunden.
Auch speziell gegen Schweißhände und -füße gibt es eine operative Methode, die dem Transpirieren ein Ende bereiten kann. Hier wird ein Teil der Schweißdrüse blockiert. Der Eingriff wird wider Erwarten allerdings nicht an der Hand, sondern am Brustkorb vorgenommen.
Wenn starkes Schwitzen nur im Achselbereich auftritt, wenden einige Ärzte das umstrittene Nervengift Botox an. Das neurotoxische Protein hemmt die Impulsübertragung an den Nervenfasern der Schweißdrüsen, sodass die Ausdünstung gemäßigter fließt. Das Ergebnis einer Behandlung hält bis zu einem halben Jahr an, die Kosten hierfür liegen bei rund 700 Euro.
Professionelle Beratung und Kostenübernahme
Solltest du eine Operation gegen dein starkes Schwitzen in Erwägung ziehen, ist ein Gespräch mit einem Hautarzt sinnvoll. Er erklärt dir, welche Methode für dich am geeignetsten ist und welche Risiken und Nebenwirkungen eine solche Operation mit sich bringen kann.
Da die Kosten für einen Eingriff nicht gerade günstig sind, empfiehlt es sich bei der Krankenkasse einen Antrag zu stellen, dem allerdings nur in einigen Fällen entsprochen wird. Hierzu solltest du dir ein entsprechendes Gutachten von deinem Hautarzt ausstellen lassen, welches bestätigt, dass eine operative Behandlungsmethode die einzig wirksame wäre.