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Der Madonna-Hure-Komplex

MITTWOCH, 06.03.2019

Eine fürs Bett und eine in der Küche: Manche Männer möchten mit der Mutter ihrer Kinder keine Sex-Fantasien ausleben. Warum das falsch ist.

Wenn Frauen danach googlen, was Männer sich von ihnen wünschen (bitte lasst das aber einfach), dann finden sie recht häufig die folgende Aussage: Männer wollen eine Hure im Bett und eine Madonna, also eine Heilige, im Leben. Man muss sich natürlich gleich fragen: Ist das Bett nicht das Leben? Warum unterscheidet man das?

Dieser Ratschlag soll Frauen jedenfalls sagen, dass sie sich nicht entscheiden müssen und beide Seiten ausleben dürfen. Wer als Frau eine Familie gründen möchte und abends für sie kocht, will ja deswegen nicht auf (guten) Sex verzichten. Und umgekehrt: Wer gerne viel Sex hat, jeglicher Art, kümmert sich nicht zwingend nur um sich selbst. Einziges Problem: Leider möchten einige Männer die Sache mit der Madonna und der Hure sehr wohl noch trennen.

Der Madonna-Hure-Komplex

Als Rechtfertigung für den Wunsch der Männer nach einem guten und einem bösen Mädchen in ihrem Leben, berufen sich Männer bis heute auf die Psychoanalyse. Sigmund Freud hat das tatsächlich Madonna-Hure-Komplex genannt. Ursprünglich beschrieb er damit Männer, die in ihren Ehefrauen die Geborgenheit suchen, die sie von ihren Mamas nicht bekommen haben. Und weil man mit dem Mutterersatz halt nicht schläft, sucht man sich dafür eine andere. Was in der Regel oft heißt: Man bezahlt eine.

Frauen in Madonnen und Huren zu unterteilen, ist für manche Männer der Grund, zu einer Prostituierten zu gehen. Das erzählen Männer offenbar vielen Prostituierten. Dabei spielt es für die Art Mann keine Rolle, ob seine Frau unterschiedliche Sexualpraktiken wirklich nicht will. Ob sie selbst keine Lust auf Blow Jobs und Fesselspiele hat. Es ist viel einfacher, gar nicht zu fragen. Von einer Prosituierten kann man so was verlangen, wenn man bezahlt. Ist weniger unangenehm. Mit der Frau will man auch gar nicht. So kann man sie weiterhin als heiliges Wesen betrachten. Als Madonna, für die höchstens mal die Missionarsstellung drin ist.

Sexualität soll nicht unterscheiden

Der grundlegende Irrtum ist, dass Frauen eine andere Sexualität haben oder – noch schlimmer –, dass ihnen eine andere Sexualität zusteht als Männern. Heißt: Männer dürfen viel Sex haben und den wie sie wollen. Frauen halten sich bitte zurück. Sonst? Hure, klar. Wenn eine Frau richtig gut im Bett ist, gibt es wirklich Männer, die sich erst mal fragen, woher sie das hat (und mit wie vielen sie womöglich schon geschlafen hat), anstatt sich nur darüber zu freuen.

Wer Frauen in Madonnen und Huren unterscheidet, betrachtet Frauen als eindimensionale Wesen. Das ist nicht nur unfassbar ungerecht, sondern auch unfassbar rückständig. Herausfinden könnten Männer das vermutlich ganz leicht, indem sie mal ordentlich googlen, was Frauen sich von ihnen wünschen.

Der Madonna-Hure-Komplex: Was das genau ist, lest ihr in diesem Artikel.