Ein Mann, der weiß, was Frauen denken: Balian Buschbaum hieß früher Yvonne und spricht inzwischen offen über sein Leben im falschen Körper. Seine Geschichte, wie er von einer Frau zum Mann wurde, berührt und macht Betroffenen Mut. Was Balian Buschbaum heute macht, erfahrt ihr hier.
"Mein Leben ist glücklich und erfolgreich, bis auf die Tatsache, dass ich im falschen Körper wohne", mit diesen Worten kündigte die erfolgreiche Stabhochspringerin Yvonne Buschbaum im November 2007 in der Talkshow "Johannes B. Kerner" ihre bevorstehende Geschlechtsumwandlung an. Für Balian Buschbaum, wie er sich heute nennt, war das der letzte Schritt auf dem Weg zu seiner wahren Identität. Ein so wichtiger Schritt, dass er dafür sogar seine Teilnahme an den Olympischen Spielen opferte.
Balian Buschbaum: Als Mann im Frauenkörper
Zwei Jahre später schrieb Balian Buschbaum ein Buch über sein Leben als Mann im Frauenkörper – und von seiner Befreiung daraus: "Blaue Augen bleiben blau", so der Titel. Schnell wird in dem Werk deutlich: eine spannende Lebensgeschichte. Schon als Kind verhält sich Yvonne wie ein typischer Junge: Sie lehnt Puppen ab, begeistert sich für Fußball und schwärmt für den Kung-Fu-Helden Bruce Lee. Heimlich geht sie auf die Jungs-Toilette, fühlt sich früh zu Mädchen hingezogen. Fremde halten sie oft für einen Jungen. Darüber freut sich Yvonne insgeheim – und ist sauer, wenn die Mutter den Irrtum aufklärt.
In der Pubertät dann der erste feste Freund, danach die ersten sexuellen Erfahrungen mit Frauen. Die Mädchen akzeptieren Yvonne als Jungen, finden sie "süß" – auch wenn der Klassenkamerad im Körper einer Frau steckt.
Männliche Frau mit erstaunlichen Liebhaber-Qualitäten
Mit Anfang 20 erlebt Buschbaum eine Sturm-und-Drang-Phase, in der sie anderen Sportlern die Frauen ausspannt – und selbst erstaunt ist über die Tatsache, dass sie ihre Liebhaberinnen scheinbar besser befriedigen kann, als so mancher "richtige" Mann. Und das allein durch die Tatsache, dass sie weiß, was eine Frau besonders erregt.
Die Geschlechtsumwandlung und Namensänderung in "Balian Buschbaum" im Jahr 2008 sind so nur folgerichtige Schritte im Leben der Profi-Sportlerin. Die Inspiration für den Namen zog Buschbaum übrigens aus einem Film: In “Königreich der Himmel” heißt die Hauptfigur Balian von Ibelin – und die basiert auf einer echten historischen Gestalt.
Transsexualität: Der kleine Unterschied
Transsexualität und Geschlechtsumwandlungen sind ein Thema, das seit jeher fasziniert. Das liegt auch daran, dass jemand, der in beiden Geschlechtern zu Hause war, genau weiß, wie Frauen und Männer denken und fühlen – und was sie unterscheidet.
Nach Hormontherapie und Geschlechts-OP konnte Balian Buschbaum beobachten, dass sich seine Emotionen und seine Art zu denken veränderten: "Die weibliche Gefühlswelt ist vielschichtiger als die männliche, einige Schichten habe ich abgelegt und, das muss ich zugeben, ohne den Frauen damit in irgendeiner Form nahetreten zu wollen, ich fühle mich dadurch erleichtert." Östrogen sei eben "ein sehr kommunikatives Hormon, das die Klarheit durch das Anstoßen eines Bieres nicht kennt.
Balian Buschbaum: "Ich hatte früher mehr Zweifel an mir"
Traurig ist Balian Buschbaum über diese Veränderung keineswegs: Im Frauenkörper habe er zwar "eine größere Auswahl an Gefühlen und Entscheidungsmöglichkeiten" besessen, sich aber auch schnell überfordert gefühlt, schreibt er in seinem Buch. "Ich hatte mehr Zweifel, vor allem an mir selbst", so Balian Buschbaum.
Zurückgeblieben aus der Zeit im weiblichen Körper ist das wertvolle Wissen, wie Frauen ticken – sowohl im Bett als auch emotional. Den Zugang zu der verborgenen weiblichen Gefühlswelt betrachtet Buschbaum heute als "ein faires Geschenk für alles Ungleichgewicht, das all die Jahre in mir herrschte". Genau dieses Wissen ist es auch, das er in seinem zweiten Buch anbringt.
"Frauen wollen reden, Männer Sex: Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum?"
Können Männer wirklich nicht zuhören und Frauen nicht einparken? In seinem zweiten Buch "Frauen wollen reden, Männer Sex: Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum?" befasst sich Balian Buschbaum mit typischen Geschlechterklischees, Vorurteilen und Missverständnissen. Denn wenn es einer wissen muss, was nun stimmt, dann Balian Buschbaum, der wie kein anderer mit beiden Gefühlswelten vertraut ist. In seinem 2013 erschienenen Werk zeigt er, was Männer und Frauen verbindet und was sie voneinander trennt.
Vom Stabhochsprung zum Tanz: Buschbaum bei "Let's Dance"
2013 war auch das Jahr, in dem Balian Buschbaum in dem RTL-Format "Let's Dance" teilnahm. Gemeinsam mit Profi Sarah Latton tanzte er sich in der sechsten Staffel der Tanzsendung bis in die vierte Show.
Im RTL-Interview erzählt er vorab, was er von seiner Teilnahme an "Let's Dance" erwartet: "Ich hoffe einfach, dass die Menschen meine Geschichte verstehen. Dazu braucht man natürlich ein bisschen Hintergrund, was das Biologische betrifft, aber da habe ich lang und breit Aufklärungsunterricht gemacht und werde das auch weiterhin machen. Ich hoffe, dass der eine oder andere vielleicht über seinen geistigen Horizont hinauswachsen könnte.
Was macht Balian Buschbaum eigentlich heute?
Heute ist Balian Buschbaum Unternehmensberater und Lifecoach. Er unterstützt Firmen, Organisationen, Vereine, Lehrkräfte und Privatpersonen in verschiedenen Lebensbereichen wie Motivation, Rhetorik, Kommunikation, Diversity sowie Gesundheits- und Stressmanagement.
Anfang des Jahres 2018 schrieb der Transmann an seinem dritten Buch, in dem es um ganzheitliche Gesundheit geht. Ein Erscheinungstermin steht noch nicht fest. Mit seinen bisherigen Werken ist Balian Buschbaum auch regelmäßig für Lesungen unterwegs.
Balian Buschbaum über Daniel Küblböck
Am 9. September 2018 sorgte die Todesnachricht von DSDS-Teilnehmer Daniel Küblböck für Aufsehen. Über die Gründe wird immer noch gerätselt. Eine Theorie lautet: Der Musiker unterzog sich den Vorbereitungen zu einer Geschlechtsumwandlung und kam mit dem hormonellem Eingriff nicht zurecht.
Jüngst äußerte sich auch Balian Buschbaum zum Fall Daniel Küblböck. Dem Online-Magazin “VIP.de” sagte er: "Viele beklagen gerade, wenn sie vom Weg von Mann zu Frau gehen, sprich Testosteron-Umschwung auf Östrogen, dass sie in Depressionen verfallen und viele haben auch Suizidgedanken."
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