Die weibliche Masturbation ist immer noch ein Tabuthema. Ob das an den Gerüchten liegt, die sich um das Thema ranken? Dabei profitieren auch Frauen von Selbstbefriedigung.
Noch vor 100 Jahren glaubten viele, dass Masturbation Krankheiten wie Rückenmark-Tuberkulose oder Epilepsie auslösen kann. Sexuelle Lust galt gemeinhin als unschicklich und ekelhaft. Auch wenn das heutzutage kaum jemand mehr glauben dürfte, sind noch immer Gerüchte im Umlauf, die behaupten, Masturbation mache dumm, taub oder blind. Natürlich ist an diesen Gerüchten nichts dran und dennoch ist das Thema Selbstbefriedigung noch immer ein Tabuthema – vor allem bei Frauen. Es gibt aber viele gute Gründe für Solo-Sex.
Studien zur Masturbation
Laut einer Studie der Bonner Universität masturbieren 90 Prozent der Männer und 86 Prozent der Frauen regelmäßig. Dabei macht es keinen Unterschied, ob die Frauen und Männer in einer Beziehung leben oder nicht und auch das Alter spielt keine Rolle. Laut einer Langzeitstudie der Universität Hamburg zeigt sich, dass sich immer mehr Menschen beim Sex mit sich selbst vergnügen: In den vergangenen 30 Jahren stieg die Zahl der Männer, die masturbieren, um 22 Prozent an, bei den Frauen verdoppelte sie sich sogar.
Gründe für Masturbation
Für die meisten Menschen dürfte Masturbation die erste sexuelle Erfahrung überhaupt sein. Der Sex mit sich selbst hilft dabei, den Körper kennenzulernen und die eigenen Lustzentren ausfindig zu machen. Das wirkt sich auch positiv auf die sexuellen Erlebnisse zu zweit aus. Experten wie die Kölner Psychotherapeutin Eva Poluda-Korte sehen Selbstbefriedigung sogar als elementar an. "Wer nicht onanieren kann, kann nicht selbstständig denken. Denn begreifen", meint die Therapeutin im Stern-Interview, "ist doch auch ein körperlicher Vorgang." Der Glaube, dass Selbstbefriedigung eine Konkurrenz zu Paarsex ist, gilt mittlerweile auch als veraltet. Läuft die Beziehung gut, steigert das auch die Lust auf Selbstbefriedigung. "Gerade wenn sie in glücklichen Beziehungen leben, können viele Frauen sehr lustvoll masturbieren", erklärt Ulrike Brandenburg, Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin und Sexualwissenschaftlerin an der Uniklinik Aachen.

Symbolbild: iStockphoto
Ob in einer Beziehung oder nicht: Selbstbefriedigung wird für Frauen ein immer wichtigeres Thema - auch, wenn es einigen Frauen noch immer schwerfällt, ihre erotischen Wünsche zu formulieren und auszuleben.