Liebe & Lust

Pille durchnehmen: Welche Nebenwirkungen kann es haben?

MONTAG, 10.12.2018 Alexandra Kirschner

Viele Frauen verzichten mittlerweile auf die monatliche Pillen-Pause und nehmen die Pille einfach durch. Aber ist das wirklich zu empfehlen? Oder kann es zu Nebenwirkungen kommen, wenn die Periode dauerhaft ausbleibt? Und wie sieht es mit Ausnahmesituationen aus - zum Beispiel im Urlaub?

21 kleine Pillen, sieben Tage Pause: Längst nicht mehr alle Frauen nehmen die Antibabypille auf diese Weise ein. Aus den unterschiedlichsten Gründen verzichten sie auf die siebentägige Pause und beginnen nach 21 Tagen direkt mit der nächsten Packung. Durch diesen Langzyklus verzichten sie über Monate und teilweise sogar Jahre hinweg auf ihre Monatsblutung. Ob das Durchnehmen der Pille dem Körper schaden kann? Nein, aus medizinischer Sicht spricht nichts dagegen.

Pillen-Pause: darum gibt es sie 

Es kursieren verschiedene Gerüchte über Nachteile, Nebenwirkungen und Risiken, die Frauen, die die Pille durchnehmen, ereilen. Fakt ist jedoch: Die monatliche Blutung, die eine Frau während der Pillen-Pause bekommt, ist keine gewöhnliche Blutung, die nötig ist, um die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut aus dem Körper zu spülen, nachdem eine Frau nicht schwanger geworden ist. Vielmehr handelt es sich um eine Abbruchblutung, die lediglich durch den Entzug der künstlichen Hormone in der Pille entsteht. "Es gibt andere hormonelle Verhütungsmittel, die Frauen ebenfalls ohne Pause einnehmen", erklärt Dr. Christian Albring, praktizierender Frauenarzt aus Hannover und Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte, "zum Beispiel die Mini-Pille, die Dreimonatsspritze oder die Hormonspirale."

Der Grund für den etablierten Einnahmezyklus der Antibabypille mit einwöchiger Pause liegt in der Einführungzeit der Pille, 1960: Ein Verhütungsmittel, dass die monatliche Blutung der Frauen verhindert, hätte sich laut Albring damals vermutlich nicht etablieren können. Dabei ist die regelmäßige Periode eine Erfindung der Moderne. Wirft man einen Blick auf die Zeit ohne Verhütungsmittel, wird klar: Frauen waren sehr viel häufiger schwanger oder in der Stillzeit als heute. Zudem war die Zeitspanne zwischen erster Menstruation und Menopause kürzer. Albring: "Eine regelmäßige Monatsblutung, wie Frauen sie heute bekommen, ist also ganz und gar nicht das, was die Natur vorgesehen hat."

Blisterpackung mit Antibabypille

Übelkeit, Brustschmerzen & Co: potentielle Nebenwirkungen

Vor allem zu Beginn der Umstellung können leichte Nebenwirkungen auftreten. Dazu gehören Übelkeit, Kopfschmerzen oder ein Spannen der Brust. Seltener ist die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen) möglich. Zudem kann es während des Langzyklus’ zu Zwischenblutungen kommen. "Ob und wie oft das geschieht, variiert von Frau zu Frau und hängt auch von äußeren Einflüssen, etwa Klima oder Stress, ab", so Albring. Daher müsse jede Frau selbst ausprobieren, ob sie mit dem Durchnehmen der Pille zurechtkomme und wie lang sie auf die monatliche Pause verzichten könne. Alle genannten Nebenwirkungen sind übrigens dieselben Nebenwirkungen, wie bei einer gängigen Einnahme der Pille mit Pause. Auf die spätere Fruchtbarkeit hat der Langzyklus dem Mediziner zufolge übrigens keinen Einfluss, dafür sei während der Langeinnahme der Schutz vor einer Schwangerschaft höher, weil eine einmal vergessene Pille weniger ins Gewicht falle. Schwere Nebenwirkungen der Dauereinnahme sind bisher nicht bekannt.

Pille durchnehmen im Urlaub oder bei anderen Ausnahmesituationen

Ob Frauen die Pille durchnehmen oder eine monatliche Pause einlegen, hängt von den Bedürfnissen der Nutzerinnen ab. Einige verzichten nur zeitweise auf die Pause, etwa um ihre Periode wegen eines Urlaubs zu verschieben. Andere Frauen wollen sich möglichst lang von der Regelblutung befreien, weil sie während der Pause zum Beispiel unter Migräne, starken Stimmungsschwankungen oder Unterleibsschmerzen leiden. Zudem gibt es Beschwerden und Krankheiten, bei denen viele Frauenärzte die Durchnahme der Pille ausdrücklich empfehlen. Hierzu zählen etwa:

  • Endometriose (eine Wucherung der Gebärmutterschleimhaut, die eine schmerzhafte Menstruation verursacht)
  • Myome (gutartige Tumore)
  • oder sogar Epilepsie, da sich die Symptome in der Hormonpause verstärken können

"Medizinisch gesehen bietet der Langzyklus also auch Vorteile", sagt Albring.

Pille durchnehmen: erhöhter Schutz

Frauen, die die Pille durchnehmen möchten, sollten sich in jedem Fall von ihrem Frauenarzt beraten lassen. Generell eignen sich nur einphasige Antibabypillen für eine dauerhafte Einnahme, da sie über den gesamten Zeitraum eine gleichmäßige Hormonmenge abgeben. "Es hat sich herausgestellt, dass sich Präparate wie Valette oder Maxim besonders gut eignen, weil ihr Hormonverhältnis sehr ausgewogen ist", so der Experte. Neben der Antibabypille eignet sich außerdem der Vaginalring für einen Langzyklus.