Liebe & Lust

Wie funktioniert das bloß?Wissenslücken in punkto Verhütung

MONTAG, 23.01.2012

Frauen schätzen die Sicherheit von Pille & Co. oft falsch ein. Und das ist nicht alles.
Obwohl sich 97 Prozent aller Frauen über das Thema Schwangerschaftsverhütung gut oder sehr gut informiert fühlen, haben viele keine Ahnung, wie ihre Verhütungsmethode genau funktioniert. Bei einer aktuellen Umfrage des Instituts MKM unter 500 hormonell verhütenden Frauen zwischen 15 und 45 Jahren gaben 32 Prozent der Teilnehmerinnen an, nicht zu wissen, wie ihr Präparat wirkt. Mehr als drei Viertel der Frauen (76%) konnten nicht sagen, welche Hormone ihr jeweiliges Verhütungsmittel enthält.
Und: Auch wenn 68 Prozent der Befragten angaben, zu wissen, wie ihr Verhütungsmittel funktioniert, wussten sie im Endeffekt nicht allzu genau Bescheid. Nur 48 Prozent konnten sagen, dass der Hormonhaushalt verändert wird, lediglich rund 38 Prozent kannten den Hauptmechanismus vieler Verhütungsmittel: die Hemmung des Eisprungs.
Wie wirkt die Minipille?
Dass aber nicht bei jeder Pille der Eisprung gehemmt wird, ist häufig unbekannt. Die herkömmliche Minipille zum Beispiel wirkt in erster Linie über die Verdichtung des Zervixschleims und einen verminderten Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. So kann sich eine Eizelle nur schwer in der Gebärmutter einnisten. Der Eisprung wird jedoch nur unzuverlässig gehemmt. Trotzdem glauben 42 Prozent der Anwenderinnen der Minipille, dass sie nicht schwanger werden, weil der Eisprung unterdrückt wird.
Positiv fiel bei der Umfrage auf, dass keine Verhütungsmethode sicherer eingeschätzt wird, als sie tatsächlich ist. Im Gegenteil: Viele Möglichkeiten werden in ihrer Zuverlässigkeit unterschätzt. Den Verhütungsring beispielsweise beurteilten die Befagten auf einer Skala von null (sehr sicher) bis vier (gar nicht sicher) durchschnittlich mit 2,4. In Wirklichkeit ist diese Methode recht zuverlässig und hat einen Pearl Index (PI) von 0,6.

Der PI gibt die Anzahl der ungewollten Schwangerschaften auf 100 Frauenjahre an. Das heißt, wenn 100 Frauen ein Jahr lang mit dem Vaginalring verhüten, werden in dieser Zeit durchschnittlich 0,6 Frauen trotzdem schwanger.
Auch das so genannte "Verhütungsstäbchen" - ein streichholzgroßes Implantat, das an der Innenseite des Oberarms unter die Haut geschoben wird und dort drei Jahre lang bestimmte Mengen des Gestagens Etonogestrel freisetzt - wird in seiner Sicherheit unterschätzt. Sein Pearl Index liegt tatsächlich bei etwa 0,08, ist also sehr niedrig.


Pille und Kondome auf Platz eins
Laut einer repräsentativen Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung setzen die meisten deutschen Erwachsenen zwischen 20 und 44 Jahren bei der Verhütung auf Anti-Baby-Pille (45%) oder Kondome (28%). Die Pille wird wegen ihrer Zuverlässigkeit und bequemen Anwendung bevorzugt. Für das Kondom sprechen der zusätzliche Schutz vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten sowie die gute Verträglichkeit.

Auf Platz drei der genutzten Verhütungsmethoden steht mit 13 Prozent die Spirale, an vierter Stelle die Sterilisation des Mannes (4%) und der Frau (3%). Andere Verhütungsmittel wie  Hormonstäbchen, Vaginalring oder Dreimonatsspritze werden bisher nur von etwa drei Prozent aller Frauen zwischen 20 und 44 Jahren angewandt.

Frauen schätzen die Wirkung von Verhütungsmitteln falsch ein

Nicht jede Frau kennt sich richtig mit Verhütungsmitteln aus - Foto: iStockphoto